Bundeswochenlehrgang II mit Alfred Heymann in Bad Blankenburg

Bundeswochenlehrgang II mit Alfred Heymann in Bad Blankenburg

Lehrgangsbericht von Frauke Drewitz, Aikido Club Lübeck:

Auch dieses Jahr ging es wieder nach Thüringen. Lange schon hatten wir uns auf diesen Bundeswochenlehrgang gefreut. Es sollte der letzte Wochenlehrgang bei meinem Meister, dem Bundestrainer Alfred Heymann werden, da dieser sein Amt zu 2023 abgeben wird. So mischte sich in die Vorfreude auch ein wenig Wehmut. Die Bereitschaft, alles noch mal so richtig aufzusaugen und zu genießen war aber auch entsprechend hoch. So machten mein Mann und ich uns neben 27 anderen Aikidoka aus der ganzen Bundesrepublik auf den Weg. Die längste Anreise hatten allerdings unsere Aikidofreunde aus Frankreich: Zu unserer großen Freude waren Meister Francois Noizée aus Bordeaux und Meister Paul Froehly aus dem Elsass zusammen angereist, um ebenfalls  wieder am Lehrgang bei Alfred teilzunehmen.

Wir alle hofften, dass es dieses Jahr keine Überschwemmung geben würde. Die katastrophale Überschwemmung, die im Juli 2021 besonders das Ahrtal getroffen hatte, hatte auch die Sportschule in Bad Blankenburg nicht verschont. Die Eingangshalle, wo wir letztes Jahr Wasser geschippt hatten, ist aktuell ein Sanierungsfall. Die Sporthalle war allerdings schon wieder hergerichtet, die Matten warteten auf uns.

Gleich am ersten Abend ging es mit der 1. Kata los. Alfred hatte Sie gewählt, um uns den Einstieg angenehm zu machen. Außerdem ist das regelmäßige Training der verschiedenen Katas sehr wichtig und wird nach Alfreds Ansicht leider oftmals vernachlässigt. Entsprechend machte ich mich mit meinen Trainingspartnern auch jeden Abend beim freien Training an die entsprechend anstehenden  Katas. Das Konzept des freien Trainings am Abend finde ich persönlich großartig, da man die Gelegenheit hat, das am Tag gelernte zu vertiefen, Kata zu üben oder eben Wunschtechniken, die man gerne mal beguckt haben möchte. Alfred ging rum und stand mit Rat und Tat zur Verfügung. Man einer nutzte auch die beiden französischen Meister um sich die eine oder anderen Neuheit zeigen zu lassen. Beliebt war hier z.B. die französische Bokenkata mit 8 Techniken.

Das Morgen und Nachmittagstraining umfasste die Techniken ab dem 1. Dan aufsteigend. Mir war eine gründliche Wiederholung sehr recht. Für mich war es sicher mein 15ter Wochenlehrgang bei Alfred aber ich entdecke immer wieder Aspekte in den Techniken, die mir vorher durchgerutscht sind. Wahrscheinlich braucht alles seine Zeit und Körper und Geist integrieren den neuen Stoff eben nur schrittweise. Die Waffen gingen wir alle in Ruhe durch und bereiteten so die 4 Kata gut vor, die quasi die Zielkurve war, in der wir unsere erworbenen Fähigkeiten bündeln sollten. Wieviel kommt in dieser Kata doch zusammen. Kein Wunder, dass sie im Prüfungsprogramm doch spät angesiedelt ist. Einen Schritt gingen wir mit Morote Waza aber noch weiter. Abwehr von gleichzeitigen Angriffen zweier unbewaffneter Gegner. Das ist doch gewöhnungsbedürftig und erinnerte mich zeitweise an Häkeln. Wenn aber beide Ukes synchron fliegen und rollen, hat das auch was...

Neben dem Training kam natürlich die Geselligkeit nicht zu kurz. Das Wetter war gut und so konnten wir am Abend oft draußen sitzen und quatschen, während die europäischen Fußball-Damen im Fernsehen die EM begannen. Welche Freude jedes Jahr verlässlich die gleiche oder zumindest ähnliche Truppe wiederzusehen und sich auszutauschen. Um dies auch über die Sprachgrenzen hinweg zu ermöglichen, übersetzte ich so viel es ging Deutsch- Französisch und zurück.

Am Freitag hatten wir auf Alfreds Wunsch hin das Vergnügen während der Abendeinheit bei Francois Noizée zu trainieren. Nach einer Einführung in die Stabkata seines Verbandes (FAT: Fédération d'Aïkido Traditionnel) übten wir im Sinne des Setting eines Randoris Stabtechniken. Den Abschluss dieses sehr interessanten Trainings bildeten Formen aus der Schwertkata mit 8 Formen. Meister Noizée merkte man an, dass unsere französischen Freunde sehr geübt in der Arbeit mit den Waffen sind und damit wahrlich meisterlich umgehen. Davon schneide ich mir gerne eine scheibe ab und freue mich schon jetzt darauf, dass wir Francois am Wochenende vor dem 1. Mai 2023 nächsten Jahr bei uns in Lübeck zum Lehrgang werden begrüßen können.

Am Samstag hatten wir dann noch das Vergnügen drei Danprüfungen sehen zu dürfen. Uta hatte während der Woche auf dem Lehrgang noch den letzten Feinschliff gemacht und hielt nach einer schönen Prüfung glücklich und zufrieden ihre Urkunde zum 1. Dan in der Hand. Zwei weitere Kandidaten aus Mörfelden-Walldorf waren angereist und bestanden mit zwei sehr interessanten Prüfungen den 3. und den 5. Dan. Unserer herzlichen Glückwunsch geht auch an die beiden Kollegen.

Am letzten Training am Sonntag nahmen dann nur noch ca. 10 Personen teil. Alfred öffnete noch einmal sein Schatzkästchen und erklärte und zeigte Feinheiten und besondere Kniffe. Verabschiedet hatte er sich zwar am Samstag beim offiziellen Lehrgangsende schon von jedem und jeder Einzelnen, aber am Sonntag wurde es dann auch noch mal besonders bewegend und bewegt. Ich für mein Teil kann sagen, dass ich Alfred als Bundestrainer unglaublich vermissen werde. Zum Glück bleibt mir mein Meister als Trainer im AVNI erhalten.

Es ist schon wirklich beeindruckend, was er in all den Jahren für das Aikido und den DAB getan hat und ich bin froh und dankbar, dass  unsere Wege auf und neben der Matte eine Zeit lang gemeinsam liefen. Mögen noch viele Trainings dazu kommen. Aber an dieser Stelle heißt es nun auch einfach nur: Danke Alfred!

Frauke Drewitz, Aikido Club Lübeck

Bilder: Frauke Drewitz, Aikido Club Lübeck